Die seltsame Geschichte von den zwei Vögeln
- Adler-Dienst
- 15. Juni 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Juli 2024

Es waren einmal zwei Vögel, die beide für eine wichtige Aufgabe vorgesehen waren. Für den einen sollte die Geschichte gut, für den anderen weniger gut ausgehen.
So wird die Geschichte erzählt:
Stellt der Priester fest, dass die ansteckende Hautkrankheit abgeheilt ist, soll er für die Reinigung des Geheilten zwei reine, lebende Vögel, ein Stück Zedernholz, karmesinfarbene Wolle und einen Büschel Ysop holen lassen. Dann soll der Priester einen der Vögel über einem Tongefäß, das mit lebendigem Wasser gefüllt ist, ausbluten lassen. Den lebenden Vogel soll er dann mit dem Zedernholz, der karmesinfarbenen Wolle und dem Ysop in das mit dem lebendigen Wasser vermischte Blut des geschlachteten Vogels tauchen. Anschließend soll er den Geheilten, der gereinigt werden soll, siebenmal mit dem Blut des Vogels besprengen und ihn dann für rein erklären. Den lebenden Vogel soll er fliegen lassen. 3. Mose 14,3-7
Was mache ich denn jetzt um Himmels Willen mit so einer Geschichte?
Sie klingt ziemlich archaisch. Kann es sein, dass Gott wirklich solche Dinge anordnet? Braucht er das? Igitt, denke ich, so viel Blut, so viel Rohheit. Das ist eine der biblischen Geschichten, bei der man besser schnell weiterblättert, ein Text, den man am liebsten vergisst und verdrängt.
Aber irgendwie bleibe ich trotzdem hängen.
Es geht zwar um die Reinigung von Aussatz, und später im gleichen Kapitel mit den gleichen Mitteln um die Reinigung eines von Aussatz befallenen Hauses, aber mich beschäftigt ein anderer Aspekt: Das Schicksal der zwei Vögel.
Eine schwere Entscheidung
Wie entscheidet wohl der Priester, welchen der beiden Vögel er tötet, und welchen er leben lässt? Schaut er auf Äusserlichkeiten? Auf die Reaktion des Vogels? Macht er die Augen zu und zieht dieses Ritual einfach durch? Hat er Mitleid, fällt es ihm schwer? Kann der Vogel das Geschehen irgendwie beeinflussen?
Und dann kommt noch ein Gedanke: Es sind immer zwei Vögel. Einer darf leben, der andere muss sterben. Einer bewirkt Reinigung und bezahlt dafür mit dem Leben, der andere wird freigelassen und darf davonfliegen. Ist das bei uns nicht auch so? Es geht auch um Reinigung, und immer sind zwei Mitwirkende dabei, Jesus und ich, Jesus und du.
Eine, einer von uns beiden muss sterben, und da gibt es eigentlich kein Zögern. Es würde mich treffen. Und dich auch. Wir müssten mit dem Leben bezahlen, mein und dein Blut müsste für die Reinigung von Unheil, Krankmachendem, Tödlichem fliessen.
Ein Vogel muss sterben
Mich beschäftigt nicht die aussätzige Person, die gereinigt wird, sondern die Frage, wie der Priester wählt, und entsprechend, wie Gott entscheidet. Wie der Priester es macht, darüber kann ich nur spekulieren. Gott jedoch wählt, ohne zu zögern, von uns beiden Jesus, seinen Sohn als Todeskandidaten. Ich bin der Vogel, der frei ausgeht. Du auch.

Eingetaucht in das Blut des Opfertiers fliegt der Vogel ins Leben davon.
Und auf einmal wird mir klar, dass mir sogar die seltsame Geschichte von den zwei Vögeln etwas zu sagen hat.
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