Ein Charakteristikum eines «Bundesmenschen», wie David es war, ist seine Kühnheit in Demut, die aus dem Wissen stammt, dass er in einer Bundespartnerschaft steht. Ein Christ in wahrer Demut und mit einem Bundesverständnis ist deshalb mehr damit befasst, wer er «in Christus» ist, als was er «ohne Christus» ist. Ein hervorragendes Beispiel von praktisch gelebter Bundes-Mentalität ist eben diese Geschichte von David und Goliath. David war ein von Glauben erfüllter junger Mann mit einem sehr bewussten Sinn für den Bund. Obwohl du die Geschichte schon oft gehört haben magst, versuche ich, besonders den Bundesaspekt aus 1. Samuel, Kapitel 17 zu erfassen, welcher eigentlich zentral war für die fast unfassbare Kühnheit, welche David an den Tag legte.
Hochmut, Übermut, Demut!
Oft ist die Linie zwischen Hochmut, Übermut und in Demut gegründetem Glauben eine feine Linie. Als ich als Teenager die Geschichte von David gegen Goliath zum ersten Mal las, damals in praktisch vollem Unverständnis von Davids Bundesglauben, kam mir sein Verhalten doch etwas hochmütig oder naiv und übermütig vor. Wenn wir die Geschichte aus der Perspektive des Bundesglaubens lesen,
realisieren wir aber bald, dass David sich voll und ganz auf den Bund mit Gott berief und nicht übermütig oder hochmütig handelte, sondern demütig und vertrauensvoll damit rechnete, dass sein Bundespartner eingreifen würde.
Damals fiel mir beim Lesen auch auf, dass David Goliath mehrmals als Unbeschnittenen bezeichnete. Ich verstand es nicht und dachte bei mir: «Das hat doch gar nichts mit der Situation und dem Kampf zu tun.» Doch weit gefehlt; meine damalige Beobachtung war der eigentliche Dreh- und Angelpunkt des Kampfes. Die Beschneidung war Davids Zeichen des Bundes, seine Bundes-Narbe, auf die er sich gegenüber seinem Gegner berufen konnte (mehr davon später). David betonte im gesamten Text mehrmals, dass er einen Bundes-Partner hatte, welcher Goliath weit überlegen war. Als Zeichen des Bundes gebot Gott den Israeliten nämlich, alle Männer zu bescheiden. «Das soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und euch», heisst es im 1. Buch Mose (17,11).
Die Beschneidung ist eine im Alltag nicht sichtbare Narbe und damit bereits ein Vorzeichen, denn auch im neuen Bund ist unsere Narbe, unser Bundeszeichen, nicht sichtbar.
Leseprobe
Die verborgenen Schätze des Abendmahls
David gegen Goliath – ein Bündnissieg